#bold woman: I heart Martina Bönisch (tatort-Team Dortmund)

Sie ist die beste Frauenfigur im deutschen Fernsehen, zumindest wenn es nach mir geht: Martina Bönisch aus dem Dortmunder tatort-Team. Während sich alle Augen beim Antritt des vierköpfigen Ermittlerteams auf den grobschlächtigen Querkopf Faber („Mettbrötchen und Kaffee. Da redet jeder.“) richteten, habe ich mein Herz sofort an seine Kollegin verloren. Hier ist sie:

Tatort - Dreh im " Polizeipräsidium " in Köln / Film / [Foto: Dieter Menne Datum: 06.08.2013]

Anna Schudt als Martina Bönisch. © Dieter Menne

Martina Bönisch ist Mutter von zwei Söhnen im Teenageralter. Ihr Mann ist arbeitslos, sie verdient das Familieneinkommen. Die Ehe läuft schleppend. Sie ist latent gestresst weil ihr Telefon oft klingelt und ihr Privatleben nach Aufmerksamkeit verlangt. Im Job ist sie emphatisch, analytisch, pragmatisch und gut organisiert. Sie ist Fabers unerschrockene Sparringspartnerin, wenn sich die beiden im performativen Dialog in Tathergänge einfühlen. Bei den tatort-Fans heißt es ürigens, sie habe das Angebot, die Leitung der Kommission zu übernehmen ausgeschlagen und der Job sei dann an Faber gegangen. Im tatort-Blog wird dagegen behauptet, sie bekommt mit Faber einen neuen Chef vor die Nase gesetzt anstatt selbst zur Leiterin befördert zu werden. Erzählt wurde dies meines Erachtens aber bisher nicht. Martina Bönisch hält im Büro nicht mit ihrer schlechten Laune hinterm Berg und haut schonmal auf den Tisch oder brüllt die Kollegen an, um für Ruhe zu sorgen oder sich abzureagieren. Schillerndster Fakt: sie shoppt sich ab und an einen Callboy. Stark. I am in love. Gleich noch ein Foto:

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Anna Schudt. © Das Erste

Ich mochte schon Conny Mey (Nina Kunzendorf) aus Frankfurt sehr, ihre eigenwillige Mischung aus Idealismus („Glaubst Du an Gott?“ – „Voll!“), Ehrgeiz und Intelligenz; in ihren Ermittlungsmethoden war sie schlau und erfinderisch und im krassen Kontrast dazu stand ihre Vorliebe für prollige Outfits. Schade, dass sie und Frank Steier alias Joachim Król nicht mehr dabei sind. Wobei die neue Hauptkommissarin Anna Janneke, gespielt von Margarita Broich, auch ganz gut eingestiegen ist. Und wo wir schonmal dabei sind: bei Bibi Fellner (dargeboten von Adele Neuhauser) aus Wien geht mir auch das Herz auf. Unterschwellig sprittig und als Person hochmelancholisch, als Kommissarin hingegen kühn und furchtlos, und eine saugute Freundin ist sie auch noch. Ja, die Bibi kommt auf Platz 2. Dagegen ist mir die vermeintlich coolste Ermittlerin von allen, Kommissarin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) aus Kiel, zu strebermäßig. Quasi-Hackerin und Epileptikerin, und immer ein bißchen zu verschmitzt und, äh, tough. Sie kommt so rüber, als eifere sie unentwegt Stieg Larssons ‚Lisbeth Salander‘ nach. Berührt mich einfach nicht so. Martina Bönisch hingegen berührt mich voll. Ich finde mich gradezu in ihrer Figur wieder, vielleicht wegen der Callboys? Wer wünscht sich nicht, mal den Arsch in der Hose zu haben um sich einen Callboy zu bestellen… Ich hoffe, sie bleibt uns lage erhalten. Darauf noch ein Foto: ♥

Ich bin gespannt auf das neue Frauenteam aus Dresden. Die Zeit ist längst reif. Bei den vielen Männerteams (Köln, München, Stuttgart, Münster und Hamburg, ich rechne ohne Sidekicks) hab ich schon öfters von einem Frauenermittlerduo geträumt, etwa Sunnyi Melles und Hannelore Elsner, die sich einen Lakaien, etwa Tom Schilling, ranzüchten. Und siehe: nun geht der MDR mit einem weiblichen Dreigespann an den Start. En garde. Hoffen wir, dass sich die Macher jegliche Charlie’s Angels Referenzen verkneifen.

#sicher net: BRAUNSCHLAG (Serie)

Hach. Überangebot auf allen Kanälen, was soll man denn gucken in Zeiten der Serienreizüberflutung? Grade: Ab in die Untiefen der österreichischen Seele. Die großartige Miniserie Braunschlag erzählt in acht Episoden von den Vorgängen im kleinen Luftkurort Braunschlag, gelegen in Niederösterreich an der tschechischen Grenze. Die Gemeinde ist pleite und perspektivlos, bis Bürgermeister Gerry Tschach eines Tages auf die Idee kommt, eine Marienerscheinung vorzutäuschen, um Touristen und Pilger anzulocken. Er setzt dies gemeinsam mit seinem besten Freund Richard Pfeisinger, Betreiber der örtlichen Discothek ‚Lametta‘, flugs in die Tat um und der fromme Plan geht zunächst auf: Braunschlag schafft es in die nationalen Nachrichten und Busreisegruppen fallen ein, um das Wunder von Braunschlag in Augenschein zu nehmen. So weit, so gut. Als zeitnah aber ein echtes Wunder geschieht und Braunschlags greiser Krösus durch das Auflegen zweier Meerschweinchen wieder vom Totenbett aufersteht, riecht der Vatikan Lunte. Zusätzlich schaltet sich administrativ die große Schwester St. Pölten ein, und die Einwohner Braunschlags wittern ihre Chance. Gier! Alle wollen ein Stück vom Kuchen, und die hinterfotzige Kautzigkeit der Einwohner gepaart mit den verdorbenen Dorfstrukturen tun ihr Übriges, um den einst so schön ersonnenen Masterplan zu torpedieren. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Aberwitzig. Bigott. Rustikal. Abgründig. Abtrünnig. Und sehr lustig.

Als herausragend darf dabei gelten: Bürgermeisterfrau Hertas heimlicher Besuch einer Tierkostümkuschelparty wo sie als Häsin brilliert, ein vor sexueller Aufladung und Tiermetaphern strotzender Dialog zwischen dem Vatikangesandten und einer deutschen Aushilfsmagd, die spektakulär häßlichen „#sicher net: BRAUNSCHLAG (Serie)“ weiterlesen

#The opposite of addiction: Johann Hari @ TEDGlobalLondon

The opposite of addiction is not sobriety.

The opposite of addiction is connection.

Der TED-talk des Tages zum Thema Sucht. Hörenswert. Den lahmen Originaltitel „Everything you think you know about addiction is wrong“ hab ich in meinem Titel jedoch umbenannt. Ich bin ein großer TED-Fan. Entdeckt habe ich TED vor ein paar Jahren über einen Eintrag in einem Datingportal, in dem ein User einen Talk von Esther Perel empfohlen hatte. Ich sah mir den talk an – und wurde instantan zum Fan dieser inspirierenden, buchstäblich beflügelnden Plattform (und auch von der furiosen Esther Perel, deren Blog ich seitdem regelmäßg lese).

tedKürzlich fragte eine Freundin in die Runde, was TED eigentlich sei. Ich habe geantwortet, TED sei eine Videoplattform, auf der man kurze Videovorträge zu allen möglichen Themen abrufen könne. TEDtalks sind auf 18 Minuten beschränkt und werden immer live vor Publikum vorgetragen und danach im Internet bereitgestellt. Sie ähneln somit Keynotes bei Kongressen, also prägnante kurze Präsentationen eines gewählten Themas. Das Besondere an TED ist, dass alle Sprecher/innen leidenschaftlich für ihr Vortragsthema empfinden und einen persönlichen, oft sogar intimen Bezug dazu haben, und „#The opposite of addiction: Johann Hari @ TEDGlobalLondon“ weiterlesen