#mjusike(video): CHER ZUM 70.

True confessions. Ich stehe total auf Cher. Mein Lieblingslied: (tonight you’re gonna go down in flames) Just like Jesse James. Mein zweitliebstes Lieg: Dead Ringer for Love (with Meat Loaf). Und weil es dazu ein heißes frühe-Achtziger-Video gibt, poste ich das mit meinen herzlichsten Glückwünschen an die gestern siebzig gewordene Cher:

Als Cher-Fan mag ich natürlich auch den Film „Die Maske“ von 1985. Cher spielt darin die Mutter von Rocky (Eric Stoltz), der an Dysplasie leidet und dessen Gesichtsproportionen durch die Krankheit stark deformiert sind. Im Film schreibt Rocky ein schönes kurzes Gedicht, das mir immer noch gefällt:

These things are good:

ice cream and cake, a ride on a harley, seeing monkeys in the trees, the rain on my tongue, and the sun shining on my face.

These things are a drag:

dust in my hair, holes in my shoes, no money in my pocket, and the sun shining on my face.

#sundaymusing: LORD BYRON

Ein paar interessante Worte von Lord Byron, englischer Dichter der Romantik und Vater von Ada Lovelace, zum Thema ‚Bestimmung‘:

The great object of life is sensation—to feel that we exist, even though in pain. It is this “craving void” which drives us to gaming—to battle—to travel—to intemperate but keenly felt pursuits of every description, whose principal attraction is the agitation inseparable from their accomplishment.

    ♦ Lord Byron am 6. September 1813 in einem Brief an Annabella Milbanke

Den ganzen Brief gibt es hier nachzulesen. Ich versuche mich mal an einer Übersetzung:

Das große Ziel des Lebens ist Empfindung – zu fühlen, dass wir existieren, selbst im Schmerz. Es ist die „sehnsüchtige Leere“, die uns zum spielen treibt, zum kämpfen, zum reisen – zu unmäßigen aber deutlich spürbaren Bestrebungen aller Art, deren Zauber die von ihrem Ausgang untrennbare Erregung ist.

#lyrik: Max Herrmann-Neiße

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Vor der Achilles-Statue im Hyde Park, 1935. © ULB Münster

Es ist Freitag. Zeit für erhebende Worte. Heute mit Max Herrmann-Neiße, denn es ist sein 75. Todestag:

Liebeslied in böser Zeit

Warum trauern?
Noch ist nichts verloren.
Die weißen Mauern
der Berge bestehn.
Vor den Toren
der Stadt blühen die Wiesen.
Geschlechter kommen, Geschlechter gehn.
Immer gab es Hölle und Wüstenei
neben den Paradiesen,
immer über dem Abenteuer
die Heimatglocken.
Immer wieder wird Mai,
leuchten die Johannisfeuer,
wehn vor den Fenstern Schneeflocken,
schmecken Dir Äpfel und Nüsse,
macht ein Lied uns Mut.
Und wenn ich Dich küsse,
endet das Märchen gut.

♦ Max Herrmann-Neiße

~courtesy of the very wonderful Verbrecher Verlag

Wer noch mehr von Herrn Herrmann lesen möchte, klicke hier

#lyrik: Rilke über Geduld

Ich weiß nicht mehr, wie ich auf diese Rilke-Passagen gestoßen bin. Aber er sagt hier kluge Dinge über die Geduld, die auch politisch sind. Und zwar in zwei Briefen an Franz Xaver Kappus aus dem Jahr 1903:

Lassen Sie Ihren Urteilen die eigene stille, ungestörte Entwicklung, die, wie jeder Fortschritt, tief aus innen kommen muß und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann. Alles ist austragen und dann gebären. Jeden Eindruck und jeden Keim eines Gefühls ganz in sich, im Dunkel, im Unsagbaren, Unbewußten, dem eigenen Verstande Unerreichbaren sich vollenden lassen und mit tiefer Demut und Geduld die Stunde der Niederkunft einer neuen Klarheit abwarten: das allein heißt künstlerisch leben: im Verstehen wie im Schaffen.
Da gibt es kein Messen mit der Zeit, da gilt kein Jahr, und zehn Jahre sind nichts, Künstler sein heißt: nicht rechnen und zählen; reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht ohne die Angst, daß dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch. Aber er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos still und weit. Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles! [Quelle]

Sie sind so jung, so vor allem Anfang, und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein. [Quelle]

#vollkaracho: Ein Epilog von Lars Ruppel

Ein schönes Buch: Zehn Gedichte über Redensarten von Lars Ruppel, seines Zeichens Poetry Slammer und darin Deutscher Meister 2014. Er schreibt im Vorwort, der Anlass zum Buch sei sein Zusammentreffen mit einer Frau Hempel gewesen, die über seine Wie-bei-Hempels-unterm-Sofa-Referenz nicht gelacht hat. Heute habe ich den Epilog gelesen, toll:

In manch Nacht in stiller Stunde

kommt ein Geist in meinen Sinn,

macht mich voll und ganz des Zweifels,

ob ich voll karacho bin.

 

Schätze mich auf halb karacho,

hab mich lang nichts mehr getraut,

Lebensmotto mehr so: „Geht so“,

und ganz blass in meiner Haut.

 

Nackt und kalt steh ich am Fenster,

Muskelspiel im Mondenlicht,

frage schwach die Nacht um Hilfe,

doch sie antwortet mir nicht.

 

Schließlich sehe ich die Lösung.

Fliegt mir durch die Nachtluft zu:

Irgendwo ist immer jemand

noch karachoer als du.

 

Also lebe ich meine Leben

so karacho, wie ich kann.

Denn an all die Volker Rachos

kommt man sowieso nicht ran.

#rose: Unsere irdischen Sterne

Ich mag Rose Ausländer gerne. Ich besitze drei Gedichtbände mit kürzerer Lyrik von ihr, nie mehr als eine Seite, oft nur wenige Verse lang. Sie vermag es, große Themen in schmalen Zeilen darzulegen. Ich möchte gerne einmal ihr Grab auf dem Jüdischen Friedhof in Düsseldorf besuchen. Enorm: Rose Ausländer beschloss, als sie schon weit über 70 war, ihr Zimmer im Nelly Sachs Haus nicht mehr zu verlassen und sich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren. So schrieb sie bis zu ihren Tod im Jahr 1988 noch über 20 Gedichtbände und erhielt u. a. das Bundesverdienstkreuz.
Heute also ein Gedicht von ihr, Unsere Sterne:

Um den Atemmond

namenlose erleuchtete Sterne

Unsere irdischen Sterne

Brot Wort und

Umarmung.

#lyrik: Salvatore Quasimodo

Ich habe ein Herz für Lyrik. Ab und zu finde ich Gedichte, die mich berühren, die Dinge auf den Punkt bringen (wie es vielleicht nur Lyrik kann). Heute habe ich im Deutschlandfunk folgendes kurzes Gedicht von Salvatore Quasimodo gehört:

Ein jeder steht allein auf dem Herzen der Erde

Getroffen von einem Sonnenstrahl:

Und plötzlich ist es Abend.

Es sind wohl berühmte Zeilen, der Autor ist Nobelpreisträger. Ich kannte sie nicht. Bis grade eben. Für mich: schlicht und ergreifend. Das ganze Leben. In drei Zeilen.