Der Frühling zeigt sein scheues Gesicht. Deshalb zwei Inspirationen über Loslassen und Präsenz: Auf der bezaubernden Seite Pixel Thoughts kann man einen trübsinnigen Gedanken in ein Feld eintragen und diesen dann im Meta des Lebens, des Universums und des ganzen Restes vaporisieren sehen. Simple Idee und hübsche Umsetzung. Funktioniert auch im Büro: das Mini-Ritual dauert nur eine Minute. Als Zweites eine Sutra über Gegenwärtigkeit. Neulich traf ich einen Freund und er erzählt mir, dass er grade einen Text eines alten Zen-Meisters ließt, mit dem er viel anfangen kann. Zen ist ein Bereich, über den ich nicht viel weiß, aber mir gefiel schon immer die Weisheit und Rätselhaftigkeit buddhistischer Sutren; so dass ich es zum Anlass nahm, einmal wieder eine zu lesen. Diese fiel mir in die Hände:
Buddha erzählt in einer Sutra die folgende Parabel:
Ein Mann, der über eine Ebene reiste, stieß auf einen Tiger. Er floh, den Tiger hinter sich. Als er an einen Abgrund kam, suchte er Halt an der Wurzel eines wilden Weinstocks und schwang sich über die Kante. Der Tiger beschnupperte ihn von oben. Zitternd schaute der Mann hinab, wo weit unten ein anderer Tiger darauf wartete, ihn zu fressen. Nur der Wein hielt ihn.
Zwei Mäuse, eine weiße und eine schwarze, machten sich daran, nach und nach die Weinwurzel durchzubeißen. Der Mann sah eine saftige Erdbeere neben sich. Während er sich mit der einen Hand am Wein festhielt, pflückte er mit der anderen die Erdebeere. Wie süß sie schmeckte!♦
Quelle: Paul Reps (Hg), Ohne Worte – ohne Schweigen. 101 Zen-Geschichten und andere Zen-Texte