„hausbesuche“

Phew… ich habe ein krasses T-Shirt der Marke Thor Steinar gesehen: schwarz, mit der großen Aufschrift „Hausbesuche“ über der Abbildung einer Riesenknarre, die wiederum mit dem Markennamen Thor Steinar beschriftet ist. Gewalt/Mord-Androhung qua Shirt-Slogan also, scary shit. Ich habe das Gefühl, immer öfter Menschen in Thor-Steinar-Klamotten in Berlin zu sehen. – In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Weblog „investigate thor steinar“ hinweisen, dessen Betreiber_innen eine Untersuchung zu der Kleidungsmarke durchgeführt haben und die Ergebnisse als 36-seitiges PDF mit dem Titel „Thor Steinar – die kritische Auseinandersetzung mit einer umstrittenen Marke“ zur Verfügung stellen.

> Link zum Thema: ein Kommentar von Burkhard Schröder auf taz.de

„initiative kulturarbeit berlin“

Supi? Für 300 Berliner „Langzeitarbeitslose“ sollen bis Jahresende sozialversicherungspflichtige „Stellen“ im Kulturbereich geschaffen werden. Das Projekt heißt «Initiative KulturArbeit in Berlin» und wurde am Freitag von Heidi Knake-Werner (Sozialsenatorin) und André Schmitz (Kulturstaatssekretär) vorgestellt. Träger von dit Janze ist der Verein Förderband in Berlin-Mitte, übrigens auch einer der ganz engagierten Ermöglicher von formidablen Ein-Euro-Jobs. Mit dem Programm sollen Initiativen, Einrichtungen und Projekte personell verstärkt werden. Das Angebot ist für „Langzeitarbeitslose“ aller Berufs- und Altersgruppen gedacht. Diese „neuen Jobs“ werden aus dem Sonderprogramm «Kommunalkombi» des Bundes, aus Landesmitteln und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert.

Voraussetzungen: mindestens zweijährige Phase der Arbeitslosigkeit und mindestens einjähriger Bezug von ALG II. Vergütung: 1300 EUR brutto mit Sozialversicherungspflicht der Beschäftigung, also Einzahlung in Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Dauer: die „Stellen“ sind auf maximal drei Jahre ausgelegt. Arbeitszeit: zwischen 30 und 40 Stunden pro Woche.

Zwiespältig: das Programm steht nur „Langzeitarbeitslosen“ offen. Gerade in der Kulturszene gibt es aber bekanntlich haufenweise Leute, die für Hungerlöhne/für umme schuften und kein ALG II beziehen – und damit vom Programm ausgeschlossen sind. Die Frage ist außerdem, um was für Tätigkeiten es letztlich gehen wird. Es wird gemunkelt, zum Beispiel um Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising, konzeptionelle und redaktionelle Jobs. Das könnte praktisch aber heißen: schön Karten abreißen, Pressespiegel erstellen und an der Telefonzentrale hocken… Da kann man doch gleich mal per abgeordnetenwatch nachhaken.

> Weiterlesen zum Thema z.B. bei taz, Tagesspiegel & BZ

mach mal lauter, tom

Jetzt doch noch: mein Eindruck vom Max-Müller-Konzert am 11. Juli 2008 im Sternfoyer der Volksbühne Berlin.

Mit Betreten des Sternfoyers fällt mein erster Blick auf Frank Behnke. Er sitzt allein an einem der Tische an der Fensterseite des Raumes. Ich freue mich heimlich, ihn zu sehen, traue mich aber nicht, auffällig hinzugucken. Gerne würde ich ihm mal sagen, dass ich ihn sehr beeindruckend fand in dem Mutter-Film von vor 3 Jahren. Ich sehe ihn manchmal zufällig in der Stadt, in einem Copyshop in Neukölln, bei Olfe an der Theke, auf dem Fahrrad. Und jedesmal würde ich mir gern ein Herz fassen, hingehen, und sagen: „Wissen Sie, Herr Behnke, ich finde Sie irgendwie toll“. Aber weil das natürlich nicht geht, halte ich die Klappe und setze mich an den Rand einer der vorderen Stuhlreihen.

Der Raum füllt sich. Nette Leute, bis auf die in der ersten Reihe, die lachen zu laut, gehen zu oft an die Bar, und sehen so aus, als würden sie alle relative Machtposten im Kultursektor bekleiden. Direkt vor mir hingegen nimmt ein äußerst reizendes Paar Platz. Vielleicht sind sie gar kein Paar, aber ein Mann und eine Frau, die sich augenscheinlich mögen. Sie küssen sich nicht oder sowas, man merkt es nur an der Art, wie sie sich anschauen und miteinander umgehen. Beide sind apart gekleidet, vor allem die Frau, und ganz kurz kommt es mir in den Sinn, ob das vielleicht die Eltern des Vortragenden… aber nein, dafür sind sie zu jung.

Die Bühne besteht aus einem Hocker und einem Notenständer, einem Tisch mit einem CD-Player und Boxen. Mit Verzögerung erscheint der Meister. Er steigt eher beiläufig die Treppe herunter, drückt unten auf Play und verzieht sich wieder. Eine leicht pathetische Soundschleife besetzt die leere Bühne und dreht sich gemächlich im Kreise. Dann irgendwann Stille. Dann Max Müller. Applaus. Er nimmt auf dem Hocker Platz und das Konzert beginnt.

Sein musikalischer Approach an diesem Abend ist schnell beschrieben: den frischgebrannten Rohling mit dem aktuellen Albums ins Gerät gesteckt, Play gepresst, auf den Einsatz gewartet – und: live drübergesungen. Er hat sich noch nicht mal die Mühe gemacht, die Spur mit der Stimme rauszunehmen. Er singt einfach über sich drüber. Das muss man sich erstmal trauen. Und das traut sich vielleicht nur Max Müller.

Die Musik als solche haut mich nicht vom Hocker. Für die Musik braucht er Mutter. (Naja, ihr letztes Konzert im Festsaal vor einem halben Jahr war très bref und nur so semi-famos, aber was Mutter können… wissen die, die es wissen) Solo haut Max Müller nicht die ganzen großen Würfe raus, also jetzt streng musikalisch gesehen, das war schon vor der Veröffentlichung des aktuellen Albums „Die Nostalgie…“ klar. Aber seine Texte sind enorm. Immer noch enorm. Und seine Performancekraft an diesem Abends ist gewaltig.

Die CD springt und leiert, aber egal. Herr Müller bricht mehrmals ab und verpasst insgesamt schon recht oft den Einsatz, doch egal. Mach mal lauter, Tom, ihr habt ja Zeit, oder – und weiter geht es. Und da vorne sitzt ein Mensch, der sich mit seinen Liedern krümmt, wenn er über spätkapitalistische Raffgier, Entfremdung im Digitaldunst und die Alkis an der Ecke singt. Die Worte brechen schonmal aus ihm heraus wie die Füllung aus einem Zahn. Im Sich-winden zu den Worten und im Schreien der Zeilen „ich mag dich und du magst mich“ fasst er karg eines dieser letzten Dinge, die Ambivalenz der Liebe eben, zusammen. Text und Musik krachen wie Felsbrocken auf uns herunter. Ja, Pathos, aber es fährt mir durch Mark und Bein und ergreift mich ganz außerordentlich. „Deranged“ fühle ich mich nach dem Konzert, im besten Sinne.

> Der einzige Konzertbericht, den ich finden konnte, liegt bei intro.de

> Das Bild zum obigen Ausschnitt stammt von whatssofunnyabout

> Zwei tolle Fotos von Max Müller gibt es bei Kerstin Schlitter

strange little girls

Grade lese ich „Fragile Things –  Short Fictions & Wonders“ von Neil Gaiman. Ich finde nur selten Bezug zu Phantasy, Märchen und Comics, deshalb bin ich wohl noch nie über ihn gestolpert. Das Buch habe ich in einem befreundeten Bücherregal entdeckt und mir gefielen der Titel und der erste Satz der Einleitung: „I think … that I would rather recollect a life mispent on fragile things than spent avoiding moral dept.“

Es sind kurze und lange Geschichten, manche von ihnen sind knapp wie eine Notiz gehalten, andere in Versen geschrieben wie ein Gedicht. Alle sind gruselig aber nicht alle phantastisch. Die un-phantastischen gefallen mir am besten und mein bisheriger Favourit ist „Strange Little Girls“. Die Geschichte ist zum gleichnamigen Album von Tori Amos entstanden, mit der Neil Geiman befreundet ist. Album und Geschichte beschreiben in zwölf Songs/Abschnitten zwölf Frauen. Die Songs auf Strange Little Girls sind Coversongs, die von Männern geschrieben und von Tori Amos aus weiblicher Perspektive neu interpretiert wurden. Neil Gaiman hat für jede der zwölf Frauen eine Art literarisches Polaroid verfasst, welches mit wenigen Worten ihr Leben skizziert. Zum Beispiel so:

She doesn’t know who owned the jacket originally. Nobody claimed it after a party, and she figured it looked good on her.

It says KISS, and she does not like to kiss. People, men and women, have told her that she is beautiful, and she has no idea what they mean. When she looks in the mirror she does not see beauty looking back at her. Only her face.

She does not read, watch TV or make love. She listens to music. She goes places with her friends. She rides rollercoasters but never screams when they plummet or twist and plunge up-side down.

If you told her the jacket was yours she’d just shrug and give it back to you. It’s not like she cares, not one way or the other.

Ach so: das Fettgedruckte ist ein Zitat Zitat Zitat von Neil Gaiman Neil Gaiman Neil Gaiman. Reprinted without permission since it is used as a quote. For praise. Erinnert mich vage – trotz Riesen-Genre-Sprungs – an „Animal Triste“ von Monika Maron. Gaimans „Snaps“ sind großartig und abgründig; sie haben sich mir aber erst beim zweiten und dritten Lesen erschlossen. Dafür kann ich nun „Strange Little Girls“ und das ganze Buch umso wärmer empfehlen. Es wäre auch gutes Filmmaterial. Das Album möchte ich nun natürlich auch hören, obwohl mich Tori Amos nie besonders interessiert hat, weil mir ihre Stimme bißchen zu hysterisch und girlie ist. Außer in „The Waitress“, da kommt das gut: „I believe in peace … Bitch“. Zum Strange Little Girls Album gibt es übrigens einen schönen dänischen Blogeintrag bei The Confidential Attachées.

soziale gerechtigkeit

Auch wenn ich keiner Religion angehöre, haben mich nachfolgende Zeilen aus dem alten Testament berührt (den heutigen Zeiten entsprechend etwas abgändert):

Ohne soziale Gerechtigkeit, ohne Recht kein Frieden. Der Maßstab ist nach Aussage der Prophetinnen und Propheten das Recht der Rechtlosen, etwa der Witwen und Waisen, die keinen männlichen Fürsprecher haben. Die unterste Klasse wird zum Maßstab des Wohlergehens aller gemacht. Die am meisten entrechtet sind, am wenigsten zu sagen haben, die nicht nur kein Geld haben, sondern auch keine FürsprecherInnen, keine Beziehungen, die nicht einmal mit den Behörden umgehen können, weil sie nicht wissen, worauf sie Anspruch haben – sie sind der Maßstab, an dem gemessen wird, was eigentlich Gerechtigkeit ist. Die Ausgegrenzten, die RandsiedlerInnen, die an der untersten Sprosse der Leiter einer Gesellschaft stehen, werden „erhöht“, die Hohen „erniedrigt“, damit eine „ebene Bahn für Gott“ entsteht (Jesaja 40,3).

Doch scheinen diese Maßstäbe über die Jahrhunderte menschlicher Geschichte hinweg utopischen Wünsche zu gleichen. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

schimären unserer zeit: konsumkompetenz

Ein schmissiger Begriff: KONSUMKOMPETENZ. Das Stichwort klingt sehr zeitgeisty und war mir neu. Google liefert 2.010 Einträge, Wikipedia hat noch keinen. Es geht darum, einen Tröstung-durch-Konsum Mechanismus zu verhindern oder zu durchbrechen bzw. Konsum nicht als identitätsstiftend wahrzunehmen. (Ob man in einem Konsumkompetenz-Seminar wohl lernt, selektiv wahrnehmend durch die Welt zu gehen und fortan einfach durch fussballfeldgroße Werbeflächen für i-phones, -pods, -books etc. hindurchzusehen?) Eine Freundin von mir hatte mal die Idee, die sogenannte „Typberatung“ in diesem Sinne konsumkritsch zu nutzen: wenn die Beratung mir das Ergebnis liefert, dass mir blau am besten steht, bin ich dem permanent überwältigenden Angebot der Konsumtempel weniger ausgeliefert, weil ich alle andersfarbigen Artikel ausblenden und mich auf eine kleine Sparte des Sortiments konzentrieren kann…

KAUFSUCHT/ONIOMANIE: Im Frontal-21-Beitrag „Krankheit Kaufsucht“ von Anke Becker-Wenzel und Eva Schmitz-Gümbel („Redaktion: Renate Müller-Berghäuser, Kamera: Hella Althaus-Lindemann, Schnitt: Birgit Wittler-Zumwinkel“, haha) geht es um das Anerziehen von Konsumkompetenz und Therapieformen für krankhaften Kaufrausch:

Zwischen fünf und acht Prozent der Bevölkerung gelten als kaufsuchtgefährdet. Meist sind es Frauen, doch immer häufiger sind auch Männer betroffen. Kaufsüchtige finden sich in jeder Gesellschaftsschicht. […] Dabei kaufen die einen zwanghaft eher teure Marken, die anderen greifen regelmäßig in Kaufhäusern oder in Elektrofachgeschäften zu. Oniomanie – so der Fachbegriff für die Kaufsucht – ist anders als Nikotin- , Alkohol- oder Heroin- Sucht nicht stofflich gebunden und schwer nachweisbar.

Link zum Abrufvideo

fall from grace?

Sehenswert: Anja Kretschmer porträtiert in ihrem Beitrag „Mir ging’s mal richtig gut – Aus der Bahn geworfen“ für das ZDF-Magazin 37 Grad das Leben von drei obdachlosen Männern in Berlin:

Meine Gesprächspartner waren in geordneten Verhältnissen aufgewachsen, hatten einst Erfolg in der Schule und im Studium. Niemand hatte damit gerechnet, einmal „auf der Straße zu landen“. Bei manchen hatte das Leben draußen deutliche Spuren hinterlassen. „Platte machen hält man ohne Alkohol nicht aus“, meinte einer. […] Manche dagegen hätte ich auf den ersten Blick nie für obdachlos gehalten, so sehr achteten sie auf ihre äußere Erscheinung und gepflegte Kleidung. Sie schienen das Flaschen sammeln oder die Schlafplatzsuche ebenso methodisch und bedacht zu betreiben wie früher einmal ihre wissenschaftlichen und mathematischen Studien. Oft war es – ohne Terminkalender und Handy – kaum möglich, sich zu verabreden. Einmal bekam ich kurz vor unserer Verabredung einen Brief aus der Justizvollzugsanstalt. Da war mein potenzieller Protagonist wegen Schwarzfahrens verhaften worden und kannte seinen Entlassungstermin nicht. Frauen waren seltsamerweise kaum dabei. Und wenn, hatten sie noch mehr Angst, vor die Kamera zu gehen. „Es gibt noch etwas Schlimmeres als das Leben auf der Straße“, sagte mir eine, „und das ist die Gewalt zu Hause.“

Link zum Abrufvideo

Mit diesem Link sollte sich der Beitrag als Video-on-demand direkt mit einem vorhandenen Player öffnen. Wenn das nicht funktioniert, kann man den Beitrag über die oben verlinkte Website abrufen.

is‘ ja noch beta…

… die gute schimäre, dachten wir bisher – und haben nicht formuliert, wer wir sind, wo wir stehen und was wir mit diesem weblog wollen. gestern kam unverhofft harsche kritik aus dem freundeskreis: wir seien positionslos, abstrakt, weinerlich und schrieben aus der opferrolle heraus. unsere posts seien weder kontextualisiert noch personalisiert. man könne sich bei uns nicht amüsieren und schon gar nicht irgendwo andocken.

phew.

nun: da ist wohl teilweise was wahres dran. „prekariatsblogging“ ist dann interessant oder gar relevant, wenn wir erläutern, in welchen lebensumständen wir uns befinden und was an unserer situation prekär ist. wenn wir exemplarisch als (für?) „das prekariat“ oder „die generation praktikum“ schreiben wollen, müssen wir z.b. skizzieren, an welchen stellen die probleme mit jobsuche, jobcenter und jobfrust nicht (mehr nur) persönlich sind, sondern strukturell. und warum wir uns nicht selbst auf die jobs bewerben, die wir hier be-werben.

so.

jetzt müssen wir ran und texten. das kann einige tage dauern. bis dahin liegt schimäre brach. Zwischenzeitlich empfehlen wir: Madame Modeste und Franziska Bluhn und Meike Richter und Die Kaltmamsell und Barbara Ondrisek.

so long…………………………………………….eure schimäre

mit freundlichen grüßen: ihr jobcenter

Schon lange spukt mir die – zugegebenermaßen mäßig originelle – Idee im Kopf herum, einen Text über die Analogie „Jobcenter – Kafkas Schloß“ zu verfassen. Denn allzu augenscheinlich sind die Parallelen. Als hätten die Reisbrett-Tiger beim Entwurf der Einrichtung „Agentur für Arbeit“ Kafka gelesen, dabei gestaunt, geraunt und schließlich gerufen: genial – so machen wirs! Diesem Vorhaben kann ich heute nicht gerecht werden, hier vorerst nur ein, zwei Beobachtungen:

Ein Schreiben der Leistungsstelle des Jobcenters trägt keine Unterschrift. Die Briefe schließen stets wie folgt: Mit freundlichen Grüßen, Jobcenter. Dieses Schreiben wurde mit Hilfe einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage gefertigt und deshalb nicht unterschrieben. Für die Rechtswirksamkeit ist die Unterschrift nicht erforderlich.

Die Leistungsstelle des Jobcenters stellt keinen Ansprechpartner bereit. Bei der für mich zuständigen Leistungsstelle der Agentur gibt es keine/n zuständige/n Sachbearbeiter/in. Erhalte ich ein Schreiben der Leistungsstelle, ist als Absender die Postadresse des Jobcenters angegeben; „mein Zeichen“ ist eine dreiziffrige Nummer, das Feld NAME bleibt leer. (Manchmal steht dort zwar willkürlich ein Name, aber es war noch nie zweimal der gleiche.) Die aufgeführte Telefonnummer ist die allgemeine Service-Hotline – die Sachbearbeiter geben ihre Durchwahl grundsätzlich nicht heraus. Selten gibt es eine Emailadresse, die aber nicht mit einem Namen verknüpft ist. Es besteht somit keine Möglichkeit, mit dem Verfasser des Briefes direkt in Kontakt zu treten.

In der Folge bedeutet das: Niemand ist verantwortlich. Niemand ist zuständig. Niemand kann je zur Rechenschaft gezogen werden. Weitergesponnen heisst das auch: Niemand ist nachweisbar vorhanden. Niemand ist jemals ansprechbar. Ich „kommuniziere“ mit den nicht verfügbaren Agenten einer nicht greifbaren „Agentur“.

nicht zu fassen: alg II erhöht

…uijuiui. Da hätten wir doch fast vergessen, die schwindelerregendste Nachricht des Monats zu posten: der ALG-II-Satz wurde zum 1. Juli erhöht. Der wie immer warmherzig formulierte Text des entsprechenden Schreibens setzte mich folgendermaßen über die Änderung der Bewilligung von Leistungen zur Sicherungs des Lebensunterhalts nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) in Kenntnis:

Sehr geehrte Frau Hartz,

mit Bescheid vom xx.xx.2008 sind Ihnen Leistungen (Arbeitslosengeld II, Sozialgeld etc.) bewilligt worden. Die Regelleistungen (Arbeitslosengeld II /Sozialgeld) wird zum 1.07.2008 um den Vomhundertsatz angepasst, um den sich der aktuelle Rentenwert in der gesetzlichen Rentenversicherung verändert. Beziehen Sie auch einen regelsatzabhängigen Mehrbedarf (für werdende Mütter, Alleinerziehende oder erwerbsfähige behinderte Hilfebedürftige), wird dieser entsprechend angeglichen. Für Sie werden in Folge der Änderungen Leistungen für folgenden Zeitraum in folgender Höhe bewilligt – monatlich zustehende Leistung zur Sicherung des Lebensunterhalts (inkl. Mehrbedarfe): 351, 00 EUR.

Vier Euro mehr als bisher. Aus. Flippen.