soziale gerechtigkeit

Auch wenn ich keiner Religion angehöre, haben mich nachfolgende Zeilen aus dem alten Testament berührt (den heutigen Zeiten entsprechend etwas abgändert):

Ohne soziale Gerechtigkeit, ohne Recht kein Frieden. Der Maßstab ist nach Aussage der Prophetinnen und Propheten das Recht der Rechtlosen, etwa der Witwen und Waisen, die keinen männlichen Fürsprecher haben. Die unterste Klasse wird zum Maßstab des Wohlergehens aller gemacht. Die am meisten entrechtet sind, am wenigsten zu sagen haben, die nicht nur kein Geld haben, sondern auch keine FürsprecherInnen, keine Beziehungen, die nicht einmal mit den Behörden umgehen können, weil sie nicht wissen, worauf sie Anspruch haben – sie sind der Maßstab, an dem gemessen wird, was eigentlich Gerechtigkeit ist. Die Ausgegrenzten, die RandsiedlerInnen, die an der untersten Sprosse der Leiter einer Gesellschaft stehen, werden „erhöht“, die Hohen „erniedrigt“, damit eine „ebene Bahn für Gott“ entsteht (Jesaja 40,3).

Doch scheinen diese Maßstäbe über die Jahrhunderte menschlicher Geschichte hinweg utopischen Wünsche zu gleichen. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

3 Kommentare zu „soziale gerechtigkeit

  1. Als feministische Theologin kann ich mich deiner Neuinterpretation von Jesaja nur anschließen!
    Spannend fände ich auch eine Neuinterpretation der Seligpreisungen aus dem Neuen Testament (Mt 5,3-12) angsichts von Prekarisierung, Generation Praktikum und neoliberaler Wirtschaftspolitik. Ich kopier mal den Text rein hier:

    3 Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. (Vers 3 wörtlich: Selig die Armen im Geist)
    4 Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
    5 Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
    6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
    7 Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
    8 Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
    9 Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
    10 Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
    11 Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
    12 Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

    Vielleicht fällt Dir/Euch ja dazu was ein. Ich bin ja der Meinung, dass es heute angesichts sovieler uns gesetzter Grenzen ein Denken über die Grenze braucht. So wird vielleicht ein Verschieben des Horizonts, der Grenze möglich. Das zu leisten ist Aufgabe Religion – zumindest in meinem Verständnis.

    Liebe Grüsse, Andrea

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  2. liebe andrea,
    vielen dank für deinen kommentar. für mich wäre ja mal eine neuinterpretation der seligpreisung von einer feministischen theologin spannend.
    ich zumindest habe den glauben an soziale gerechtigkeit im rahmen realpolitischer praxis nahezu verloren. doch der glaube an eine größere ordnung der dinge gibt einem kraft und mut weiter zu gehen… .
    hinsichtlich prekarisierung und neoliberaler wirtschaftspolitik finde ich übrigens auch die veröffentlichungen vom theologen und sozialethiker friedhelm hengsbach sehr inspierend… .

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